Vor 76 Jahren, am 27. Januar 1945, befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und die beiden anderen Konzentrationslager Auschwitz. Seit 1996 wird in Deutschland an diesem Datum der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.
Am 27. Januar gedenken wir „der Entrechteten, Gequälten und Ermordeten: der europäischen Juden, der Sinti und Roma, der Zeugen Jehovas, der Millionen verschleppter Slawen, der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, der Homosexuellen, der politischen Gefangenen, der Kranken und Behinderten, all derer, die die nationalsozialistische Ideologie zu Fein-den erklärt und verfolgt hatte.“ (Bundesregierung 2008)
Am 27. Januar erinnern wir daran, dass eine ernsthafte Verfolgung der Täter des Nationalsozialismus in der deutschen Nachkriegsgeschichte weitgehend unterblieb: Generäle und Bürokraten, Funktionsträger von NSDAP, SA und SS, Unternehmer, Politiker, Richter und Staatsanwälte, Wachleute und Polizisten… Sie alle und tausende andere, die das Funktionieren des NS-Staates, die die Deportationen und die reibungslosen Massenmorde zu verantworten hatten, blieben bis auf wenige Ausnahmen und einige eher symbolische Verurteilungen frei von Verfolgung und Bestrafung. Dazu kamen Hunderttausende, die durch ihr schweigendes und aktives Mitwirken an den Verbrechen des Nationalsozialismus, am Krieg, am Funktionieren des Staates den Holocaust und die Verbrechen der NS-Zeit erst ermöglichten.
Verantwortung für die Geschichte zu übernehmen bedeutet für uns mehr als Erinnerung und Gedenken allein. Verantwortung heißt für uns, aktiv einzugreifen, wenn NS-Verbrechen geleugnet oder verharmlost werden. Wenn Jüdinnen und Juden heutzutage Antisemitismus und Bedrohung durch Nazis erfahren müssen, sind wir mit ihnen solidarisch. Wenn Menschen wegen ihres Aussehens, ihrer Religion, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer politischen Haltung von Rechten verbal oder physisch attackiert werden, geschieht das nicht ohne unseren Protest und unsere Gegenwehr.
Mit Öffentlichkeitsarbeit, Kundgebungen und Demonstrationen leisten wir unseren Beitrag gegen die rechte Gefahr. Der 27. Januar ist für uns ein bedeutendes Datum – so wie der Tag der Befreiung am 8. Mai und der Jahrestag der Reichspogromnacht am 09. November.
Wegen der Infektionsgefahren wird es dieses Jahr in Braunschweig keine öffentliche Gedenkveranstaltung geben.
Das Bündnis gegen Rechts ruft daher zu Kranzniederlegungen an der Gedenkstätte KZ-Außenlager Schillstraße am 27.Januar auf und wird sich als Bündnis daran beteiligen.
Quelle: Bündnis gegen Rechts, Leopoldstraße 23, 38100 Braunschweig info@buendnisgegenrechts.net