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Erste Tarifverhandlung bei Volkswagen-Töchtern gestartet


Die IG Metall fordert für die rd. 8.000 Stammbeschäftigten bei Volkswagen Group Services eine Entgelterhöhung von 4 Prozent ab dem 1. Januar 2021 und Verbesserungen bei der 2019 neu eingeführten tariflichen Freistellungszeit. Frisch getestet haben sich in kleiner Runde jeweils fünf Vertreter der Gewerkschaft und der Unternehmensseite zur ersten Tarifverhandlung getroffen. Die IG Metall hat ihre Forderungen im Einzelnen erläutert. Wie erwartet, hat die Volkswagen Group Services noch kein Angebot vorgelegt, weshalb man ergebnislos auseinanderging. Die nächste Verhandlung ist für den 10. Februar vorgesehen.


Die IG Metall fordert 4 Prozent mehr Geld und eine verbesserte tarifliche Freistellungszeit. Dies untermauert die Gewerkschaft mit wirtschaftlichen Argumenten.

Verhandlungsführer Thilo Reusch erläutert: „Die Kolleginnen und Kollegen erwarten nach der ver­schobenen Tarifrunde in 2020 nun zu Recht eine Entgeltsteigerung. Die Volkswagen Group Services-Beschäf­tigten haben dazu beigetragen, dass VW zum Jahresende hin noch ein Auf­holprogramm hinlegen konnte und jetzt für 2020 sogar einen deutlichen Gewinn erwartet. Daneben gewinnen Freizeitansprüche immer mehr an Be­deutung. Die Wahloption, die tarifliche Zusatzvergütung in freie Tage umzu­wandeln, ist sehr begehrt. Deshalb wollen wir diesen Anspruch ausweiten. Parallel ist die Tarifrunde bei Volkswagen und in der gesamten Metall- und Elektroindustrie bereits angelaufen. Die Forderungen bei Volkswagen sind dieselben. Gemein­sam haben wir eine hohe Durchset­zungskraft.“

Benjamin Stern, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Volkswagen Group Services, verdeutlicht: „Eine Forderung nach 4 Prozent mehr Geld ist angemessen, zumal die letzte monatliche Tariferhöhung fast drei Jahre zurückliegt und die Verbraucherpreise inzwischen angestiegen sind. Die Kolleginnen und Kollegen ma­chen trotz der Corona-Krise und der damit verbundenen erschwerten Ar­beitsbedingungen einen tollen Job, was jetzt honoriert werden muss. Mehr Geld in den Taschen der Beschäftigten führt außerdem zu einer Steigerung des Konsums und fördert somit die Konjunktur.“

Wandelungsoption „Zeit statt Geld“

Neben der Entgelterhöhung soll es um eine Verbesserung der Möglichkeiten gehen, die tarifliche Sonderzahlung in freie Tage umzuwandeln. In der Tarifrunde 2018 haben sich die Volkswagen-Töchter und die IG Metall auf eine tarifliche Zusatzvergütung geeinigt. Sie beträgt 27,5 Prozent eines Monatsentgelts und wird einmal pro Jahr ausgezahlt. Besonders belastete Beschäftigte konnten dieses Zusatzgeld in bis zu sechs freie Tage umwandeln. Als solche gelten Eltern kleiner Kinder, Mitarbeiter, die Angehörige pflegen und Schichtarbeiter.

Die Gewerkschaft fordert jetzt, dass diese Wandelungsoption von Zeit in Geld allen IG Metall-Mitgliedern zugestanden wird. Schon lange bemisst sich der Erfolg von Tarifverhandlungen nicht mehr ausschließlich an Entgelterhöhungen. „Wir haben mit der bezahlten Freistellungszeit offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen. Die seit Januar 2019 gel­tende tarifliche Freistellungszeit für besonders belastete Beschäftigtengruppen wird sehr stark in Anspruch genommen. Das zeigt, dass zusätzliche Freizeitmöglichkeiten immer mehr an Be­deutung gewinnen. Auch eine von Metallern präsentierte Umfrage bei den Beschäftigten ergab, dass rund 85 Prozent der Befragten diese Option für wichtig beziehungsweise sehr wichtig ansehen. Dem wollen wir jetzt Rechnung tragen. Zeit also, über eine Verbesserung beziehungsweise Ausweitung der bestehenden Ansprüche für die Mitglieder der IG Metall zu verhan­deln“, sagt Stern.  

„Leider haben sich die Arbeitgeber heute zu keiner der Kernforderungen konkret geäußert, sondern nur in das allgemeine Klagelied der Arbeitgeber eingestimmt“, so Reusch. Von den Arbeitgebern erwartet der Gewerkschafter ein konstruktives Vorgehen. "Wir wollen am Verhandlungstisch zu tragfähigen Lösungen kommen. Deshalb haben wir die Arbeitgeber­seite aufgefordert, beim nächsten Treffen ein konkretes Angebot vorzulegen und die Zeit bis zum Ablauf der Friedens­pflicht in der Metall- und Elektroindustrie Anfang März für konstruktive Verhandlun­gen zu nutzen“, so der Verhandlungsführer.

In den kommenden Wochen und Monaten finden weitere Verhandlungen für Volkswagen (29.01.) und die Volkswagen-Töchter SITECH Sitztechnik GmbH sowie die Tarifgemeinschaft, bestehend aus Autostadt, AutoVision – Der Personaldienstleister, Volkswagen Group Services GmbH (Kernmitarbeiter) und Wolfsburg AG statt.