Hier eine Auswahl der Antworten von Daniel Nowak:
BZ: Das Werk Braunschweig produziert Batteriesysteme für Elektro-Fahrzeuge. Ärgert es Sie vor diesem Hintergrund, dass die Lade-Infrastruktur weiterhin lückenhaft ist und der Ausbau viel Zeit beansprucht, was zum Beispiel die Strategie der Stadt Braunschweig zeigt?
Nowak: Uns ärgert diese Entwicklung. Die Politik macht Druck bei der Transformation, die Infrastruktur fehlt aber. Die Kunden müssen die Möglichkeit zum Laden haben, sonst kaufen sie keine E-Autos. Den Aufbau der Infrastruktur kann VW nicht alleine leisten. Wer von uns Tempo erwartet, muss selbst Tempo machen.
Fahrwerk, Lenkungen, Batteriesysteme – ist dieser Produktmix zukunftsfest, sind Sie zufrieden?
Nowak: Wir produzieren zudem weitere Komponenten für den MEB wie Lenkungen, Schwenklager, Vorder- und Hinterachsen, die Beschäftigung sichern. Damit sind wir sehr gut aufgestellt und kommen bei der Transformation gut voran. Dass wir das komplette Fahrwerk fertigen, klingt für einige zwar nach Gemischtwarenladen, dieser Mix ist aber für Zukunft der Arbeitsplätze sehr wichtig.
BZ: Wie können Sie die Belegschaft von der Notwendigkeit des Wandels überzeugen?
Nowak: Am wichtigsten ist die Kommunikation, um ihnen die Vorbehalte zu nehmen. Ist das gelungen, sind die Beschäftigten motiviert und freuen sich auf ihre neue Aufgabe. Auf diesem Weg haben wir allerdings auch einiges an Lehrgeld gezahlt.
BZ: Wie ist angesichts von Transformationsdruck und Corona-Folgen die Stimmung im Werk?
Nowak: Nicht alle in der Belegschaft freuen sich über die Veränderungen. Ich bin aber überzeugt: Die Komponente ist nicht der Verlierer der Transformation, sondern wird durch sie abgesichert. Keine Kollegin oder Kollege hat bisher Geld oder gar Arbeitsplatz verloren. Mit dem Auslauf der Kunststofffertigung haben wir die Transformation vorgemacht, das nimmt Ängste und Sorgen. Nicht vergessen werden dürfen die Belastungen durch die Corona-Pandemie. Unsere Perspektive ist aber gut: Wir haben nicht darauf gewartet, Produkte zu verlieren, sondern neue entwickelt. Zwar wird die Zahl der Arbeitsplätze schrittweise sinken, die Automatisierung zunehmen, der vorgegebenen Pfad weist dennoch in die richtige Richtung. Das Ziel unsere Entwicklung ist klar beschrieben, und die Arbeitsplätze sind sicher.
Es gab Zeiten, in denen der Vorstand das Werk Braunschweig sogar verkaufen wollte. Jetzt sind alle Zukunftsthemen in der Komponente verankert. Noch sind wir vor allem ein Komponentenwerk für die Marke Volkswagen, wir arbeiten aber daran, ein Werk für den gesamten Konzern zu werden. Dieser Weg steht, das gibt Sicherheit.
BZ: Wo liegt die Rendite aktuell?
Nowak: Corona hat unsere Rendite heruntergerissen, das lässt sich nicht leugnen. Wir sind aber auf dem richtigen Weg. 2020 hatten wir mit Ausnahme der Batteriesystem-Fertigung drei Monate Kurzarbeit. Betriebsrestaurants sind weiterhin geschlossen, Mitarbeiter können sich bei uns nicht umkleiden, wir müssen aus Hygienegründen die Pausen teilen und die Belegschaft zweimal wöchentlich testen. Bis heute sind wir von den Halbleiter-Lieferengpässen betroffen. Weil wir für verschiedene Marken fertigen, müssen wir kontinuierlich lieferfähig sein. Das bleibt nicht ohne wirtschaftliche Folgen. Dennoch sind wir auf einem guten Weg, unsere Kennzahlen einzuhalten.
Der geplante Abbau von Arbeitsplätzen wird nicht gleichförmig erfolgen. Wir bauen zum Beispiel parallel unsere Fertigung von Batteriesystemen aus. Deshalb werden wir zeitweise sogar Personal aufbauen. Wenn Projekte beendet sind, wird die Zahl wieder zurückgehen.
BZ: Wie geht es nach Corona weiter – Stichwort Homeoffice?
Nowak: Dafür benötigen wir einen klugen Plan. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir unsere Vereinbarung zum mobilen Arbeiten neu gestalten. Wenn wir es wollen, dann kann sehr viel funktionieren. Wir müssen zudem dafür sorgen, dass nach Corona auch für Beschäftigte in der Produktion die Möglichkeit zur Betreuung zum Beispiel der Kinder besteht. Das ist noch immer meistens Aufgabe der Frauen.